Der technische Fortschritt der letzten Jahrzehnte lässt einen schier atemlos zurück und hat auch Einzug in den Outdoor-Bereich gehalten. Was vor zwei oder drei Jahrzehnten noch privilegierten Enthusiasten vorbehalten war und einen Haufen Geld gekostet hat, hat heute jeder für (verhältnismäßig) wenig Geld am Mann: Ein Smartphone mit GPS-Funktion.

Ich möchte gleich eins vor Weg nehmen: Die beste Technik kann versagen. Sei es auf Grund von mangelndem Netz, leeren Akkus oder Defekt. Es ist immer wichtig, auch die analogen Wege zu beherrschen. Man tut gut, wenn man eine Rückfallebene, einen Plan B hat.

In diesem Beitrag möchte ich Euch meine drei elektronischen Helfer vorstellen, die ich standardmäßig bei jeder Tour mit mir führe:

  • Smartphone
  • GPS-Gerät
  • Gerät zur Satellitenkommunikation (im Folgenden „inReach“ genannt)

Die Technik kurz erklärt

Jeder von uns kennt diese Situation aus dem Alltag: „Mist, kein Netz. Hast Du Netz?“, „Ne, ich auch nicht“.

Smartphones sind auf Funkmasten angewiesen, die mal mehr mal weniger häufig in der Landschaft verteilt sind. Im Gebirge gibt es je nach Gebiet wenige bis gar keine Funkmasten. Die Topologie erschwert die „Ausbreitung“ der Funkwellen noch zusätzlich. Befindet man sich z.B. in einem Tal, so kann es sein, dass man sich sozusagen im „Windschatten“ der Funkwellen befindet und man bekommt keine Verbindung zum nächsten Masten.

Das GPS stört das wenig. Der „Funkmast“ ist diesem Fall ein Stellit, der sich viele Tausend Kilometer über uns im Himmel befindet. So haben wir auch eine Verbindung in Tälern und in der hintersten Ecke der Alpen. Man kann sich jetzt vorstellen, dass das Signal, das von einem GPS-Satelliten an unser GPS-Gerät gesendet wird, verhältnismäßig schwach ist. So kann dichter Nebel, ein Blätterdach oder eben auch ein sehr steiles Tal (z. B. eine Klamm) das Signal stören oder ganz abschirmen. Ein weiterer Nachteil ist, dass die GPS-Signale nur in eine Richtung verlaufen. Das GPS-Gerät verhält sich passiv und sendet nicht selbst.

Die Funktion mit einem Satelliten aktiv zu kommunizieren, kennt wohl jeder von uns aus diversen Blockbustern: Die legendären Satellitentelefone. Überall und zu jeder Zeit ein Telefonat führen – so der (Irr-)Glaube. Wenn wir uns aber an die „schwachen“ Signale des GPS zurückerinnern wird einem schnell klar, dass mit diesen Problemen auch das Satellitentelefon zu kämpfen hat. Für die Kommunikation „in den Himmel“ braucht es eine klare Sicht. Also mal eben kurz im Gebäude oder Fahrzeug das Telefon rausholen und los quatschen wird von geringem Erfolg gekrönt sein. Das wäre für den Outdoor-Aktivist aber nicht weiter schlimm, er ist ja eh draußen unterwegs. Ein weit größerer Nachteil sind die hohen Kosten. Basisverträge für die Telefonie beginnen bei mehreren Hundert Euro im Jahr. Hinzu kommt das Gerät, das mehr als tausend Euro in der Anschaffung kostet. Man kann sich solche Geräte ausleihen, was allerdings mehr für lang geplante Expeditionen in abgeschiedene Gegenden der Welt Sinn macht. Für den Gelegenheits-Alpinist, der am Wochenende in die Berge tourt, ist das unpraktikabel und die Preise stehen nicht wirklich im Verhältnis. Allerdings gibt es hier eine interessante und kostenoptimierte Lösung, auf die ich noch eingehen werde.

Für wen Smartphone und GPS-Gerät ein alter Hut sind, der überspringt die folgenden zwei Abschnitte und fährt direkt mit der „Satellitenkommunikation“ fort.

Smartphone / Handy

Ein Smartphone hat fast jeder von uns in der Hosentasche und damit auch viel Funktionalität. Es ist schon erstaunlich, was in diesen kleinen Kisten so alles drinsteckt.

Ein interessantes Thema sind die Applikationen (Apps). Es werden tausende angeboten. Ich habe nur wenige installiert, davon einige, die auch fürs Bergsteigen nützlich sind.

  • Locus Map
    Eine App mit der man openstreet-Wanderkarten anzeigen lassen kann. Hat das Smartphone GPS, findet man sich als roter Punkt in der Karte wieder und kann auch seinen Tourenverlauf aufzeichnen.
    Ich nutze die App als Backup für das GPS-Gerät.
  • Wetter-App
    Hier gibt es zahlreiche Anbieter. Ich nutze wetter.com und bergfex/Wetter.
    V.a. letztere hat sich für mich in den Alpen bewährt.
  • Lawine Tirol
    App des Lawinenwarndienstes Tirol
  • Booking.com
    Hotels finden und buchen

Im Sommer versetze ich bei Touren mein Smartphone grundsätzlich in den Flugmodus. Das schont den Akku, da das Smartphone bei fehlendem oder schwachem Netz selbst die Sendeleistung hochschraubt.

Die Vorteile des Smartphones liegen auf der Hand: Die meisten von uns besitzen es bereits und so kommen keine zusätzlichen Kosten auf einen zu. Mit den richtigen Apps deckt es auch die Funktionalität eines GPS-Gerätes ab. Die Nachteile sind je nach Gerät unterschiedlich zu bewerten. Robustheit, Akku-Laufzeit und GPS-Präzision variieren stark.

GPS-Gerät

Ein Tool, das ich nicht missen möchte, ist das GPS-Gerät. Es ist ein robuster und treuer Begleiter. Zum Planen und Navigieren nutze ich überwiegend die openstreet-Wanderkarten. Ich habe aber auch den Satz DAV-Wanderkarten von Garmin installiert. Diese bringen an manchen Punkten mehr Informationen mit und zeigen auch das gewohnte Bild, wie man es aus den Print-Karten kennt. Ein Vorteil gegenüber den openstreet-Karten ist, dass man in der Regel davon ausgehen kann, dass wo ein Weg eingezeichnet ist, sich auch einer befindet. Ich hatte es jetzt schon einige Male, dass laut openstreet-Karte ein Weg hätte vorhanden sein müssen, dieser aber nicht auffindbar war. Ein Nachteil der DAV-Karten ist, dass die Abdeckung bei weitem nicht den gesamten Alpenraum umfasst.
Die Planung meiner Touren mache ich zu Hause am PC mit der Software BaseCamp von Garmin und übertrage die Tour als Track auf das GPS-Gerät.

Während der Tour zeichnet das Gerät den zurückgelegten Weg mit Position, Höhe und aktueller Temperatur auf. Letzteres erfasst das Gerät über einen zusätzlichen Sensor (im Bild links neben dem GPS-Gerät). Im Grunde eine Spielerei, aber trotzdem interessant.

Der Vorteil liegt in der Robustheit und der langen Batterie-/Akkulaufzeit. Je nach Gerät können auch die klassischen Mignon-Batterien eingesetzt werden. Im Gegensatz zu vielen Smartphones, haben die GPS-Geräte auch einen Höhenmesser integriert. Wenn man viele Touren in unterschiedlichen Gebieten geht, amortisiert sich auch der Komplett-Kartensatz des DAV schnell.

Satellitenkommunikation

Als ich 2015 intensiv mit dem Bergsteigen angefangen habe, war für mich auch die Sicherheit ein Thema. Ich bin viel allein unterwegs und habe nach einer Möglichkeit gesucht, losgelöst vom Handynetz, Hilfe rufen zu können. Ein Satellitentelefon kam auf Grund der für mich unverhältnismäßig hohen Kosten nicht in Frage. Durch Zufall bin ich auf das Gerät „inReach“ gestoßen. Das „inReach“ war zum damaligen Zeitpunkt noch ein Angebot der Firma „Delorme“, gehört inzwischen aber auch zu Garmin.

Das inReach nutzt dasselbe „Netz“ wie die Satellitentelefone. Die Kommunikation erfolgt allerdings nur über Kurznachrichten (wie SMS), was aber vollkommen ausreichend ist. Es bietet auch die Möglichkeit in einstellbaren Zeitabständen automatisch die eigene GPS-Position in eine Cloud zurückzumelden. So kann z. B. meine Frau auf einer Webseite mit Passwortschutz immer verfolgen, wo meine letzte Position war.
Die wohl wichtigste Funktion ist der S.O.S.-Taster am Gerät. Wird dieser betätigt, sendet das Gerät einen Hilferuf mit der aktuellen Position an eine Leitstelle in Amerika, die 24/7 besetzt ist. Diese setzt sich dann mit der nahegelegen Feuerwehrleitstelle in Verbindung und setzt die Rettungsmaßnahmen in Gang.
Die Kosten variieren je nach Tarif. Ich bezahle durchschnittlich ca. 20 € im Monat, was 100 Frei-Einheiten mit beinhaltet. Eine Einheit entspricht einer Positionsmeldung oder einer Kurznachricht. Man hat auch die Möglichkeit den Tarif „ruhen“ zu lassen. Weitere Informationen über Geräte und Tarifoptionen gibt es z. B. hier: protegear.de

Ich sehe das inReach als eine Art Versicherung an, die mir oder auch anderen das Leben retten kann. Im Vergleich dazu kostet eine Haftpflichtversicherung auch nicht arg viel mehr. Als zusätzliche Feature gibt es meinen Lieben die Möglichkeit meinen Weg zu verfolgen und gerade bei Mehrtagestouren abzuklären, ob ich auch an der Hütte angekommen bin.

Inzwischen werden auch Geräte angeboten, die GPS-Gerät und die Funktion der Satellitenkommunikation kombinieren.

Übersicht und Resümee

In der folgenden Tabelle möchte ich Euch eine Übersicht der bestehenden Systeme darstellen. Die dargestellten Preise dienen der groben Orientierung und ich gebe keine Garantie auf Richtigkeit.

SmartphoneGPS GerätinReachSatellitentelefon
Anschaffungspreis(180 €)250 €320 €1000 €
Durchschnittliche monatliche Kosten bei 12 Monate Laufzeit(10 €)25 €55 €
VorteileBesitzt man bereits,
am meisten Funktionen in einem Gerät
präzise, robustbenötigt kein Netz für Kommunikationbenötigt kein Netz für Kommunikation
Nachteilebenötigt Mobilfunknetz
für Kommunikation
keine Kommunikation möglichMittlere KostenHohe Kosten

Zusammenfassend kann man sagen, es ist einfach genial, was durch die Technik heutzutage alles möglich ist. Warum diese also nicht auch nutzen?

Letztendlich muss jeder für sich selbst entscheiden, was er für die Technik (zusätzlich) ausgeben möchte. Ich hoffe, ich konnte Euch anschaulich die verschiedenen Möglichkeiten aufzeigen und lade natürlich auch wieder dazu ein, die weiterführenden Links zu diesem Thema zu studieren.

Weiterführende Links & Quellen

Übersicht Satellitentelefone & -Netz

Alles zu „inReach“

Weitere Quellen:

Wikipedia über GPS

Sendeleistung von Handys


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